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Der Haushund (Canis lupus familiaris) ist ein Haus-, Heim- und Nutztier; biologisch gesehen gehört er zu den Raubtieren, dort zur Überfamilie der Hundeartigen und der Gattung Canis.
Anatomie
Fachspezifische Benennungen
Zähne
Das bleibende Gebiss der Hunde hat 42 Zähne. Es hat in jeder Kieferhälfte 3 Schneidezähne (Incisivi, I), einen Eck- oder Hakenzahn (Caninus, C) und 4 vordere Backenzähne (Prämolaren, P). Im Oberkiefer gibt es 2, im Unterkiefer 3 hintere Backenzähne (Molaren, M).
Jeweils einer der Backenzähne ist besonders kräftig und wird als Reißzahn (Dens sectorius) bezeichnet. Im Oberkiefer ist es der P4, im Unterkiefer der M1, also immer der drittletzte Zahn. Beide greifen wie eine Scherenzange ineinander und dienen zum Zerreißen von Fleischstücken.
Die Zahnstellung ist bei den einzelnen Hunderassen sehr variabel. Beim Normaltyp (also dem des Wolfes entsprechend, z. B. Deutscher Schäferhund) greifen die Schneidezähne des Unterkiefers unmittelbar hinter die des Oberkiefers. Bei kurzköpfigen (brachyzephalen) Rassen, wie Deutscher Boxer und Pekinese, ist der Unterkiefer deutlich länger als der Oberkiefer (Mikrognathie), so dass die unteren Schneide- und Eckzähne deutlich vor denen der oberen stehen (Vorbiss, Brachygnathia superior). Bei Rassen mit langem und schmalen Schädel (dolichozephal), wie Barsoi, Whippet und Collie, sind die Verhältnisse umgekehrt (Mikrogenie). Diese Rassen zeigen einen Hinter- oder Rückbiss (Brachygnathia inferior).
Hunde werden zahnlos geboren. Die ersten Milchzähne erscheinen mit den Eckzähnen ab der 3. Lebenswoche. Mit etwa 6 Wochen ist das vollständige Milchgebiss mit 28 Zähnen ausgebildet. Der P1 und die hinteren Mahlzähne besitzen keine Milchzahnvorgänger. Der Zahnwechsel zum bleibenden Gebiss beginnt bereits ab dem dritten Lebensmonat bei den Schneidezähnen, etwa einen Monat später brechen P1 und M1 (die ja keinen Milchzahnvorläufer besitzen, also nicht wechseln) durch, ab dem fünften die übrigen. Der Zahnwechsel ist im siebten Monat abgeschlossen.
Fellfarben
Zu den Fellfarben siehe: Fellfarben der Hunde
Die Sinne
Der Hörsinn
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Die Leistungsfähigkeit des Ohrs ist hoch entwickelt. Es kann höhere Frequenzen wahrnehmen als das des Menschen, im Idealfall:
- Mensch ~ 20–20.000 Hz, maximale Empfindlichkeit im Bereich zwischen 2.000 und 4.000 Hz
- Hund ~ 15–50.000 Hz (nach anderen Quellen bis 100.000 Hz), maximale Empfindlichkeit bei 8.000 Hz
Die beweglichen Ohrmuscheln des Hundes lassen ihn Geräuschquellen zudem besser dreidimensional orten als ein Mensch das könnte. Eine Geräuschquelle kann ein Hund mit einer Abweichung von maximal 2 % erkennen (beim Menschen ist die Abweichung größer als 15 %). Für die Bewegung des Hundeohres sind 17 Muskeln verantwortlich. Selbst Hunde mit Schlappohren sind in der Geräuschortung nur knapp den Stehohrigen unterlegen.
Die Ohren sind neben der Hörfähigkeit auch wichtig als „Signalgeber“ für die optische Kommunikation, die Stimmung des Hundes wird so signalisiert. Diese Signalwirkung ist im sozialen Zusammenleben der Hunde untereinander äußerst wichtig. Hier gibt es Probleme bei besonders langhaarigen und schlappohrigen Hunden.
Hunde sind im Übrigen auch in der Lage, über etwa 25 m Infraschallfrequenzen um die 1 bis 2 Hertz wahrzunehmen.
Der Sehsinn
Früher ging der Mensch von der Annahme aus, dass Hunde nur Graustufen, „schwarz-weiß“, sehen könnten. Nach heutigen Erkenntnissen sehen Hunde Farben, sind aber rot-grün-blind.
Das Auge des Hundes enthält wie bei allen Säugetieren zwei verschiedene Lichtrezeptoren: die einen, die Stäbchen, sind für das Sehen von Graustufen zuständig. Die anderen, Zapfen genannt, für das Sehen von Farben. Die Stäbchen sind sehr viel zahlreicher und lichtempfindlicher als die Zapfen. Die Zapfen sorgen für das Farbensehen, aber nur bei ausreichender Beleuchtung. Das trifft auch auf den Menschen zu: In der Dämmerung sehen auch wir nur in Graustufen. Bei Hunden ist (wie auch bei den meisten anderen Säugetieren, aber nicht beim Menschen) der Augenhintergrund „verspiegelt“ (diese Schicht wird Tapetum lucidum genannt), so dass einfallendes Licht vom Hintergrund des Auges reflektiert wird und die Stäbchen so noch einmal trifft. Hunde können in der Dämmerung daher sehr viel besser sehen als Menschen.
Die Zapfen sind jeweils auf einen bestimmten Spektralbereich spezialisiert, beim Menschen sind es 3 unterschiedliche Rezeptoren, für die Farben Rot, Grün und Blau, aus deren 3 Farbsignalen das Gehirn den Gesamtfarbeindruck bildet.
Der Hund hat nur 2 unterschiedliche Zapfentypen, die für Grün und Blau empfindlich sind. Dadurch wird nur ein Teil des menschlichen Farbspektrums abgedeckt: Rot ist eine Farbe, die der Hund nicht erkennt. Das Farbensehen der Hunde ist etwas in Richtung Ultraviolett verschoben und endet durch den fehlenden Rot-Rezeptor bei Gelb.
Sehvermögen und höchste Farbempfindlichkeit bei Mensch und Hund
Es gibt aber noch andere, gravierende Unterschiede: Das Hundeauge ist im Bereich 430 nm, dem Blaubereich, am empfindlichsten, das menschliche Auge im Bereich grün/gelb, 550 nm. Die Sehschärfe ist vermutlich geringer als beim Menschen und auf Bewegung optimiert, stillstehende Dinge werden durch das Gehirn unterdrückt, also kaum wahrgenommen. Der Grund dürfte darin liegen, dass sich die Beute des Wolfes bewegt, sie wird darum optisch selektiert.
Das Sichtfeld des Hundes ist wesentlich größer als das des Menschen, es beträgt etwa 240 Grad im Gegensatz zu 200 Grad bei Menschen. Der Bereich, in dem der Hund dreidimensional sehen kann, ist mit etwa 90° etwas kleiner als derjenige des Menschen (120°)[1].
Der Geruchssinn
Die Nase, das Riechorgan des Hundes, ist wesentlich empfindlicher als beim Menschen. Hunde zählen zu den Nasentieren (Makrosmatikern). Grob zu erkennen ist der ausgeprägtere Geruchssinn schon an der Anzahl der Riechzellen, wobei es aber zwischen den Hunderassen erhebliche Unterschiede gibt. In etwa kann man sagen: Je länger die Hundeschnauze, desto besser das Riechvermögen. So hat z. B. der Mensch 5 Millionen Riechzellen, der Dackel 125 Millionen und der Schäferhund 220 Millionen. Für seine Riech- und Spürfähigkeiten wird der Bloodhound ganz besonders gerühmt.
Zur Beurteilung der Riechleistung reicht das aber bei weitem nicht aus: Messungen haben ergeben, dass das Riechvermögen des Hundes etwa eine Million mal besser ist als das des Menschen. Der Hund kann in kurzen Atemzügen bis zu 300 mal in der Minute atmen, so dass die Riechzellen ständig mit neuen Geruchspartikeln versorgt werden.
Eine ebenso wichtige Rolle spielt das Gehirn, hier werden die eintreffenden Daten verarbeitet und ausgewertet. Dabei ist zu beachten, dass Hunde „Stereo“ riechen können, die Nase kann also rechts und links differenzieren, ähnlich wie beim Sehen. Auf diese Weise ist der Hund fähig, die Richtung einer Spur zu beurteilen und selbst eine alte Spur zu verfolgen. Das Riechhirn ist im Vergleich zum Menschen riesig: Allein 10 % des Hundehirns ist dafür zuständig, beim Menschen ist es nur 1 %. Der Mensch nutzt diese besondere Fähigkeit des Hundes als Spürhund in vielen Bereichen. Dabei muss unterschieden werden zwischen der „mechanischen“ Spur und der Duftspur. Heute ist es üblich, den Hund (im speziellen Hundesport: z. B. Schutzhund) auf die mechanische Spur zu trainieren, also auf den Geruch von Verletzungen des Erdbodens, wie geknickte Pflanzen und so weiter. Eine kreuzende, zur gleichen Zeit angelegte Spur kann so zu einer Fehlsuche führen, da beide Spuren gleichwertig für den Hund sind. Für die Fährtenarbeit der Polizei ist diese Vorgehensweise untauglich. Hier werden die Hunde auf die Geruchsspur trainiert, also das verstärkt, was der Hund auch natürlich machen würde. Diese Spur driftet aber durch äußere Einflüsse wie durch den Wind von der „mechanischen“ Spur ab, sammelt sich an windstillen Stellen, wird an windigen Ecken stark verdünnt. Die Spur ist für den Hund eindeutig, weil jeder „Duftspender“ eine eindeutige „Geruchsfarbe“ hat. Sehr gute Spürhunde können eine solche Spur noch nach Tagen eindeutig aufnehmen und verfolgen, sogar mitten durch eine Stadt, durch viele parallele und kreuzende Fremdspuren hindurch.
Hunde „schmecken“ Gerüche auch über das Jacobsonsche Organ (Vomeronasalorgan), welches sich im Gaumen befindet. Dieses transportiert die aufgenommene Information sofort an das Limbische System. Es ist für die Entstehung von Gefühlen, das Triebverhalten und für die Bildung von Hormonen verantwortlich.
Der Geschmackssinn
Hunde besitzen Geschmacksknospen auf den Papillen der Zunge, aber auch auf dem Gaumendach und am Eingang des Schlundes. Insgesamt verfügt der Haushund über 1700 solcher Geschmacksknospen (der Mensch hat 9000). Um Geschmack wahrnehmen zu können, müssen Moleküle im Speichel gelöst werden, weshalb Hunde über vier Paar Speicheldrüsen verfügen. Es gibt zwei verschiedene Arten von Speichel – einen eher wässrigen, welcher für die Gemüsenahrung zuständig ist, und einen eher schleimigen, welcher Moleküle der Fleischnahrung löst. Hunde reagieren auf die gleichen Stoffe wie der Mensch (Süßes, Saures, Bitteres und Salziges), allerdings sprechen sie weniger stark auf salzige Nahrung an. Zusätzlich können sie aufgrund spezieller Rezeptoren, welche vor allem auf der Zungenspitze liegen, Fleisch- und Wassergeschmack wahrnehmen. Generell lehnen Hunde Saures und Bitteres ab; sie bevorzugen außerdem Fleisch vor Gemüse (vor allem Rinder- und Schweinefleisch). Die verschiedenen Regionen der Geschmackswahrnehmung auf der Zunge sind etwas anders angeordnet als beim Menschen. So reagiert der seitliche Teil der Zunge auf süße, salzige und saure Nahrung, während der hintere Zungenteil auf Bitteres anspricht. Die Rezeptoren, welche fleischige Nahrung anzeigen, sind auf der ganzen Zunge verteilt, kommen jedoch auf dem ersten Drittel gehäuft vor.
Der Tastsinn
Der Tastsinn ist für Hunde sehr wichtig, da sie über Berührungen soziale und emotionale Bindungen mit anderen Hunden und Menschen aufbauen. Durch Berührungen können Hunde messbar beruhigt werden – der Puls wird langsamer und die Atmung regelmäßiger.
Vibrissen, die Schnurrhaare, sind beim Hund nicht so ausgeprägt wie bei der Hauskatze
Hunde nehmen Berührungen vor allem über die Haut und mit Hilfe ihrer Vibrissen wahr. Sie verfügen über zwei verschiedene Arten von Rezeptoren in der Haut – zum einen gibt es Rezeptoren für den Oberflächenkontakt, welche sich direkt unter der Haut befinden und die Bewegungen der Haare auf die Rezeptoren am Haarfollikel übertragen, und zum anderen existieren Rezeptoren für stärkeren Druck, welche tiefer unter der Haut sitzen. Die Nase und die Lippen des Hundes reagieren besonders stark auf Druck, da dort besonders viele Sinnesnerven enden. Über die Pfoten können Vibrationen wahrgenommen werden. Im Gesicht hat der Hund Vibrissen, welche starrer als normale Körperhaare sind und zudem tiefer in die Haut reichen. An der Basis der Vibrissen befinden sich zahlreiche Tastrezeptoren. Man nimmt an, dass die Vibrissen sehr wichtig sind für den Hund, da 40% des für den Tastsinn verantwortlichen Gehirnabschnittes für das Gesicht zuständig sind. Die Vibrissen dienen dem Hund als Frühwarnsystem, um sich vor Zusammenprallen oder Augenverletzungen zu schützen. Deshalb sollten Hunden die Vibrissen niemals entfernt werden. Die Vibrissen sind so sensibel, dass sie einen Gegenstand nicht einmal berühren müssen, um ihn wahrzunehmen – die Luftwirbel, die beim Vorbeigehen entstehen, reichen zur Wahrnehmung aus.
Hunde besitzen ausschließlich Kältesensoren. Eine Ausnahme ist die Nase, in der sich Wärmesensoren befinden, die besonders den Welpen dazu dienen, nach der Geburt zur Mutter zu finden. Bei der Berührung mit heißen Gegenständen reagieren Hunde mit ihren Schmerzrezeptoren, nicht mit Wärmesensoren. Hunde können wie Menschen Schmerz empfinden. Es ist bewiesen, dass sich Hunde nach Operationen schneller erholen, wenn Schmerzmittel eingesetzt wurden – sie beginnen nach der Operation früher zu fressen und trinken, stehen schneller auf und können früher nach Hause. Evolutionsbedingt verbergen Hunde Schmerzen jedoch oft, um nicht aus dem Rudel verstoßen zu werden. Indizien für Schmerzen können Winseln, Kläffen, starkes Hecheln, ein schneller Atem, Zittern, Unruhe, Rückzug bei Berührung, Aggressionen bei Berührung, Lecken/Benagen der schmerzenden Körperteile, schneller Puls, erweiterte Pupillen oder eine erhöhte Körpertemperatur sein.
Gangarten
heftiger Galopp (Zeitlupe)
Ähnlich wie ein Pferd kann der Hund sich in verschiedenen Gangarten bewegen. Mindestens vier verschiedene kommen bei jedem Hund vor: Schritt, Trab, gemäßigter Galopp und heftiger Galopp. Der Schritt ist ein sehr langsames Fortbewegen, bei dem die vier Füße nacheinander aufgesetzt werden: zunächst ein Vorderfuß, dann der diagonal gegenüberliegende Hinterfuß, dann der andere Vorderfuß und wiederum der andere Hinterfuß. Auch ein Passgang ist bei einigen Hunden anzutreffen. Das „normale“ Trollen ist meist ein Trab, und die schnelleren Tempi werden im Galopp erreicht. Je nachdem, ob die Hinterläufe die vorderen „überholen“ oder nicht, spricht man von heftigem oder gemäßigtem Galopp.
Entwicklung
Fortpflanzung
wilde Hündin beim Säugen der Welpen, Welpen zeigen dabei Milchtritt
Der Eintritt der Geschlechtsreife wird beim weiblichen Hund durch die erste Läufigkeit gekennzeichnet, die im Alter von 7 bis 14 Monaten auftritt. Rüden erlangen ihre Zeugungsfähigkeit in etwa dem gleichen Alter. Kleinere Hunde werden im Allgemeinen früher geschlechtsreif als Hunde großer Rassen.
Hunde unterliegen einer ausgeprägten, etwa halbjährlichen Brunstperiodik. Mit einem durchschnittlichen Läufigkeitsintervall von 5 bis 7 Monaten zählen sie zu den saisonal diöstrischen Tieren.
Der Sexualzyklus ist in 4 Phasen unterteilt. Mit dem Beginn der Vorbrunst (Proöstrus) kommt es zu einem Anschwellen der Vulva und dem Austritt von blutigem bis fleischwasserfarbigem Sekret, welches die Hündin für Rüden attraktiv macht. Eine Deckbereitschaft ihrerseits ist jedoch noch nicht gegeben. Die Dauer der Vorbrunst beträgt – individuell unterschiedlich – 4 bis 21 Tage. Ihr schließt sich die Brunst (Östrus) an, welche von Deckbereitschaft der Hündin und Fruchtbarkeit gekennzeichnet ist. Der Scheidenausfluss wird heller und die Hündin „präsentiert“ sich den Rüden. Die Phase der Brunst beträgt 2 bis 12 Tage. Zusammen mit der Vorbrunst wird sie als Läufigkeit bezeichnet. Hieran schließt sich der Metöstrus an, in dessen Verlauf über eine Dauer von 9–12 Wochen Rückbildungs- und Regenerationsvorgänge an der Gebärmutter erfolgen. In der vierten Phase (Anöstrus) fehlt jegliches Anzeichen sexueller Aktivität. Dieser Abschnitt dauert 2 bis 6 Monate.
Beim Deckakt des Hundes kommt es zum bemerkenswerten Verhalten des „Hängens“. Auf die Penetration der Hündin hin kommt es zu einer starken Anschwellung des sogenannten „Knotens“ (anatomisch Bulbus glandis) des Rüden, welcher die verdickte Basis der Eichel mit einem Schwellkörper darstellt. Dies hat den Effekt, dass der Penis „verkeilt“ wird und sich die beiden Tiere nicht voneinander trennen können. Folglich steigt das männliche Tier nach der Ejakulation von seiner Partnerin herunter und dreht sich im Regelfall um 180°, so dass beide Tiere über eine Dauer von bis zu 30 Minuten mit den Hinterteilen einander zugewandt verbunden bleiben. Das Hängen verschafft den Spermien einen Vorsprung vor jenen nachfolgender Rüden.
Die durchschnittliche Trächtigkeitsdauer der Hündin beläuft sich auf 63 bis 65 Tage, die Anzahl der Welpen pro Wurf schwankt etwa zwischen 3 und 12 Tieren.
Lebenserwartung
Grundsätzlich werden kleine Hunde älter als große. So können Rassen wie der Dackel ein Alter von bis zu 15 Jahren erreichen, in Ausnahmefällen gar 20 Jahre. Größere, schwere Rassen, wie etwa die Deutsche Dogge werden kaum älter als 9 Jahre. Laut Guinness-Buch der Rekorde liegt der Rekord, den ein Australian Cattle Dog, der in Australien als Schäferhund arbeitete, erreichte, bei 29 Jahren.
Sozialisation
Allgemeines
Auch bei Hunden wird der Begriff Sozialisation verwendet, um die Prägung auf Umweltreize während der ersten Lebensmonate zu beschreiben. Nur gut sozialisierte Welpen können später gut sozialverträgliche Hunde werden. Die folgenden Punkte sollte jeder Hundehalter mit seinem Welpen beachten:
- Sozialisation mit Artgenossen (Erlernen zwischenhundlicher Kommunikation)
- Sozialisation mit anderen Tieren (Katzen, Meerschweinchen, Vögel, Pferde usw.)
- Sozialisation mit fremden Menschen
- Gewöhnung an Umweltreize wie Martinhorn, Fahrradklingeln, Flugzeuge, Knallgeräusche (Silvesterknaller) sowie Gewöhnung an Menschenansammlungen, Verkehrsgetümmel usw.
Die Entwicklung jedes Hundes wird überwiegend von seiner Sozialisation und Erziehung bestimmt. Unzureichend sozialisierte Hunde haben Schwierigkeiten, sich in ihrer Umwelt zurechtzufinden. Sie neigen zu ängstlichem oder aggressiven Verhalten und anderen Verhaltensstörungen. Ein sorgfältig sozialisierter Hund hingegen hat gelernt, friedfertig und aufgeschlossen mit fremden Personen, Kindern und anderen Haustieren umzugehen. Die wichtigste Sozialisierungsphase des Hundes erstreckt sich in etwa von der zweiten bis zur 15. Lebenswoche. Viele Hundevereine bieten entsprechende Kurse an, die „Welpenspielstunden“ oder „Prägungsspieltage“ genannt werden. Eine zweite wichtige Sozialisierungsphase ist die Pubertät. Neben der allgemeinen Sozialisation auf Umweltreize kann problematisches Verhalten auch durch ungünstige Lernerfahrungen in einzelnen Bereichen (z. B. Balljunkie) entstehen.
Hunde und Wölfe
Hunde und Wölfe sind kreuzungsfähig. Zu welchem Grad so ein Mischling Hund bzw. Wolf ist, lässt sich aber nicht zwangsläufig am Äußeren festlegen, da viele Mischlinge Hunden oder Wölfen sehr ähnlich sehen und oft nur ein Gentest Klarheit bringen kann.
In seinem Buch „Der Hund“ beschreibt der Verhaltensforscher Erik Zimen ausführlich seine langjährigen vergleichenden Beobachtungen an Königspudeln und Wölfen sowie an deren Mischlingen (den sog. Puwos) und an den Nachkommen aus der Verpaarung von „Puwo“ mit „Puwo“.
Auch in der Praxis der Hundezucht wurde immer wieder versucht, Hunderassen durch das Einkreuzen von Wölfen zu „verbessern“, wie beim Saarloos-Wolfhund, beim Tschechoslowakischen Wolfhund und in Italien mit dem Lupo Italiano. Die Erwartungen konnten bei allen diesen Versuchen nicht erfüllt werden.
Bisher ging man davon aus, dass die Verhaltensunterschiede zwischen Wolf und Hund zu groß seien, als dass es in der freien Natur zu Mischpaarungen kommen könne. Ein zusätzliches Hemmnis ergibt sich aus den Fruchtbarkeitszyklen: Wolfsrüde und Wölfin sind nur einmal im Jahr fruchtbar. Dies unterscheidet vor allem den Wolfsrüden vom Rüden des Haushunds.
Primus und Mariechen, die beiden einzigen Mischlinge die gefangen wurden
Trotzdem kam es beispielsweise 2004 bei (vermutlich mangels Wolfsrüden) nach Deutschland eingewanderten Wölfinnen zu einer Verpaarung mit einem Hund, aus der sechs Mischlinge geboren wurden. Im Jahr 2000 wurde die Paarung zwischen einem Wolfsrüden und einer Schäferhündin beobachtet, aus der jedoch keine Nachkommen hervorgingen.
Man nahm und nimmt an, dass Vermischungen nur dort vorkommen, wo es wenige Wölfe aber sehr viele Haushunde gibt. Es haben sich aber in den italienischen Abruzzen und der UdSSR nachweislich Wölfe mit Haushunden vermischt, wie auch durch Erik Zimen bestätigt.[2] [3] Laut Prof. Dr. Dmitrij Iwanowitsch Bibikow traten auf dem Gebiet der UdSSR Mischlinge teilweise sehr häufig und auch in Populationen die nicht gelichtet waren auf. [4] Ebenso wird bei der arabischen Unterart des Grauwolfes (Canis lups arabs) eine Vermischung mit verwilderten Haushunden angenommen, da unter diesen Wölfen braune Augen oft vorkommen. Ob sich diese Vermischung positiv oder negativ auswirkt ist bisher nicht untersucht worden, oft wird aber von einer negativen Auswirkung ausgegangen (trotz fragwürdiger Kriterien und in der Regel fehlender Daten).
Abstammung und Abstammungstheorien
Es ist mittlerweile erwiesen, dass der Haushund phylogenetisch (stammesgeschichtlich) vom Wolf abstammt.[5] Noch bis vor kurzem hielt man den indischen Wolf (Canis lupus pallipes) für den Stammvater, dessen Äußeres dem einiger Hunderassen ähnlich erscheint. Inzwischen wurde jedoch der gemeine graue Wolf (Canis lupus lupus) genetisch als Urvater bestätigt. Untersuchungen der Mitochondrien-DNA von Wölfen und Hunden in den USA belegen dies, da die genetischen Unterschiede zwischen verschiedenen Wolfpopulationen durchschnittlich 0,16 % und zwischen Hund und Wolf (Grauwolf) lediglich 0,2 % betrugen. Der genetische Unterschied zwischen Wolf und Kojote hingegen betrug etwa 3,1 %.
Die auf Konrad Lorenz zurückgehende Vermutung, dass der Haushund vom Goldschakal (Canis aureus) abstammt, konnte durch diese Forschungsergebnisse sowie die Untersuchungen von Erik Zimen und Alfred Seitz ausgeschlossen werden, ebenso wie eine Abstammung vom Fuchs.
Altägyptische Darstellung
Die Klärung der Abstammung des Hundes vom Wolf warf die Frage nach dem Alter unserer Hunde neu auf: Aufgrund diverser Knochenfunde waren die Hundeforscher bislang überzeugt, die Zähmung und Domestizierung der Rudeltiere hätte vor 14.000 bis 18.000 Jahren stattgefunden (Ende des Pleistozän). Dem stehen Vermutungen aufgrund molekularbiologischer Indizien entgegen, dass die Domestikation des Wolfes bereits vor 135.000 Jahren erfolgt sein könnte. [6] [7]
Die Belege für keine der Theorien sind allerdings derzeit beweisend.
Genetische Studien deuten auf mehrere, voneinander unabhängige Domestikationen, molekularbiologisch können 4 Linien unterschieden werden.[8]
Abstammungstheorie aufgrund archäologischer Befunde
Aus der spätpaläolithischen Fundstelle Eliseevichi 1 in der zentralrussischen Ebene (Region Brjansk) sind Hundeknochen bekannt, die auf 13.000–17.000 v.Chr. datiert werden. Die Fundstelle liegt im Dnepr-Tal am Sudost, einem Nebenfluss der Desna. Die Fauna wird durch Mammutknochen (Mammuthus primigenius) dominiert und datiert in die letzte Stufe der Waldaj-Eiszeit. Kulturell wird sie dem Epi-Gravettien zugerechnet. Die Siedlung wurde zwischen 1930–40 durch K. M. Polikarpovitch ausgegraben. Zwischen 1935 und 1936 wurden zwei komplette Hundeschädel ergraben (MAE 447/5298, ZIN 23781/24). Der erste lag an einer Herdstelle, ein weiterer in einer Behausung aus Mammutknochen. Die Hunde hatten eine kurze Schnauze und waren etwa 70 cm hoch.
Ein altes Skelett eines morphologisch domestizierten Hundes stammt aus dem Doppelgrab von Oberkassel, das dem Magdalénien zugerechnet wird.
Seit dem Mesolithikum sind Hundebestattungen üblich, zum Beispiel in der skandinavischen Ertebølle-Kultur (Skateholm). Auch im Alten Ägypten finden sich mumifizierte Hunde[9].
Abstammung vor ca. 135.000 Jahren
Durch eine Erbgutanalyse von Hund und Wolf sind schwedische und amerikanische Evolutionsbiologen zur Überzeugung gelangt, dass der Ur-Hund zwar tatsächlich vom Wolf abstammt, doch schon vor rund 135.000 Jahren geboren worden ist, womit er rund zehnmal älter wäre, als bislang angenommen. [10]
Traditionelle Hundeforscher zeigten sich – nicht ganz überraschend – von der neuen Studie brüskiert. „Ich halte es für unwahrscheinlich, dass die Wölfe schon so früh domestiziert wurden“, sagte der Schweizer Kynologe und Buchautor Hans Räber. „Man müsste archäologische Funde haben, und die haben wir nicht.“… „Und nicht einmal bei den ältesten, rund 14.000 Jahre alten Ausgrabungen“, so Räber, „sei es immer klar, ob es sich um Wölfe oder Hunde handle“.
Joakim Lundeberg vom Königlichen Technologie-Institut in Stockholm, einer der Autoren der genetischen Studie, ist da anderer Meinung: „Die frühen Menschen waren nomadische Jäger und Sammler“, sagte der Biochemiker. „Weil damals keine Friedhöfe existierten, sei es nicht zwingend, Hundefossilien neben solchen von Menschen zu finden.“
Domestikations-Hypothesen
Die Domestikation des Hundes ist einzigartig weit entwickelt. Er ist das Tier geworden, das am besten mit dem Menschen kommunizieren kann. Untersuchungen am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig wiesen nach, dass Hunde schon genetisch bedingt menschliche Zeichen interpretieren können, die selbst Menschenaffen erst nach langem Training lernen.
Der Wolf schloss sich dem Menschen an
Eine mögliche Hypothese zur Domestizierung vertritt Gregory Acland, Veterinär an der Cornell University in Ithaca, USA. Er meint, dass nicht der Mensch auf den Hund kam, sondern umgekehrt. Schenkt man ihm Glauben, verfügte der damalige Mensch noch gar nicht über die intellektuellen Fähigkeiten, den Hund zu domestizieren, da er selbst „noch nicht vollständig domestiziert“ war. Der frühe Hund fand in der Nähe des Neandertalers eine ökologische Nische und „verhaustierte“ sich so selbst. Er profitierte von den Abfällen, die in der Nähe der Menschen für ihn abfielen und machte sich seinerseits nützlich, indem er „seine“ Menschen vor Feinden warnte und beschützte und auch bei gemeinsamen Jagdausflügen hilfreich war. Dieser Theorie nach handelte es sich also von Anfang an um eine Art Symbiose. Der Homo sapiens wanderte jedoch erst vor 100.000 Jahren im Nahen Osten ein, und konnte dort mit Wölfen in Kontakt geraten, so dass es auch denkbar wäre, dass der Wolf sich zuerst an die Lagerstätten der Neandertaler gesellte. Trotzdem: Jahrzehntausende (vor 35.000 Jahren) danach brachten Menschen den hundeähnlichen Wolf nach Europa. Das äußere Erscheinungsbild des Hundes blieb lange wolfsähnlich, weshalb sich auch keine „hundstypischen“ Knochenfunde aus dieser Zeit finden. Erst als der moderne Mensch sesshaft wurde, begann er den Hund züchterisch gezielt nach seinem Nutzwert zu verändern.
Der Mensch band den Wolf an sich
Nach einer anderen und von Dr. Roos, dem wissenschaftlichen Leiter der Haustierbiologischen Station Wolfswinkel, vertretenen Theorie schloss sich der Wolf keinesfalls freiwillig dem Menschen an, da er sich selbständig wahrscheinlich viel besser hätte ernähren können. Dr. Roos nimmt an, dass die frühen Menschen manches Mal selber hungerten und ihre Fleischabfälle kaum zur Ernährung der Wölfe ausreichten. Wahrscheinlich aber holten sich diese Menschen Jungtiere als Fleischvorrat in ihre Gruppe und wiederholten dies je nach Bedarf, da sich die Wildtiere wahrscheinlich nicht unter diesen Bedingungen der Gefangenschaft vermehrten – wie ja auch aktuell immer noch von verschiedenen Zootieren bekannt. Dem Menschen kam aber zugute, dass es unter diesen Wildtieren hellere Farbvarianten gab – z. B. weiße Tiere, die auch heute noch in bestimmten Kulturen als heilig angesehen werden (Beispiel: Weißer Elefant in Indien), oder Tiere mit hellen Flecken. Diese Farbvarianten beruhen auf einer genetischen Information, die ebenfalls dafür sorgt, dass weniger Adrenalin gebildet wird. Also waren dieser Tiere ruhiger und weniger schreckhaft als ihre normalfarbigen Verwandten, sie litten weniger unter Stress und konnten sich in Gefangenschaft vermehren. Ende des 20. Jahrhunderts wurden auf Grund dieser Erkenntnisse in Deutschland Hirsche erfolgreich domestiziert.
Zucht
Im Verlauf der Mensch-Hund-Beziehung haben sich, regional und nach den Umwelt- und Lebensbedingungen, unterschiedliche Hunderassen herausgebildet. Die Spannweite der Körpergrößen ist so groß wie bei keinem anderen Landwirbeltier. Der Mensch hat es verstanden, den Hund für unterschiedliche Aufgaben durch Züchtung und entsprechende Hundeerziehung zu nutzen. Die Fédération Cynologique Internationale (FCI) ist die größte internationale Dachorganisation, unter deren Führung nationale Gruppierungen die Standards der unterschiedlichen Hunderassen festlegen.
Urtümliche Hunde
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ein wilder Hund aus Australien in einer Falle
In vielen Ländern existieren Hunderassen, die als Urtypen der ersten Hunde angesehen werden können. Nach einer Unterteilung der Gesellschaft für Haustierforschung gehören dazu die Schensihunde, wie sie zum Beispiel in der Äquatorialgegend Afrikas anzutreffen sind. Es sind Hunde, die sich lose den Menschen angeschlossen haben und durch Fressen von Abfall toleriert werden. Das Verhalten solcher Hunde gilt als erster Schritt der Domestikation, geschichtlich folgte die bewusste Zucht nach gewünschtem Verhalten und wesentlich später auch nach Ästhetik.
Direkt aus solchen Schensihunden wurden zum Beispiel die Rassen Basenji und Chow-Chow gezüchtet. Auch der Dingo, der vor mehreren tausend Jahren in Australien verwilderte und sich wieder Richtung Wolf entwickelte, wird zu den Schensihunden gezählt. Er ist als eigenständige Rasse vom FCI nicht anerkannt, wohl aber von einem australischen Zuchtverband. Taxonomisch wird der Dingo nicht zu den Haushunden (Canis lupus familiaris) gezählt, sondern bildet neben dem Haushund eine eigene Unterart (Canis lupus dingo).
Zu den ersten Hunden („Landschläge“), die in Europa auf bestimmte erwünschte Eigenschaften hin gezüchtet wurden, zählen unter anderem die Herdenschutzhunde oder auch die altdeutschen Hütehunde Harzer Fuchs. Aus diesen stammen so gut wie alle heutigen Hunderassen, die einem bestimmten Rassestandard entsprechen müssen und im Aussehen nicht so variabel sind wie die Landschläge. Ein jüngeres Beispiel ist der Deutsche Schäferhund, der um 1900 aus altdeutschen Hütehunden gezüchtet wurde.
In einigen islamischen Ländern wird der gewöhnliche Hund als unrein verachtet, der Windhund als Jagdhund hingegen wird sehr geschätzt. Als vom FCI anerkannte und mit einem festen Rassestandard versehene Hunderasse existiert der Kanaanhund als israelisch/arabische Hunderasse. Die dennoch anfänglich entwickelten „Landschläge“ vermischten sich wieder. Da diese Hunde ein Leben am Rande der menschlichen Gesellschaft führen müssen, wurde für sie der Begriff Pariahunde gewählt.
Auf dem amerikanischen Kontinent gilt der Mexikanische Nackthund (Xoloitzcuintle) seit etwa 4.000 Jahren als nachgewiesen. Seine Vorfahren müssten bereits vor etwa 13.000 Jahren die Menschen bei der Immigration über die Beringstraße begleitet haben.
Einteilung der Zuchthunderassen
Vornehmlich nach ihrem Verwendungszweck werden folgende Hundetypen unterschieden:
- Hütehunde (beispielsweise Altdeutsche Hütehunde, Collie, Border Collie), Treibhunde (beispielsweise Appenzeller Sennenhund, Rottweiler), Hirtenhunde (beispielsweise Kuvasz) und Herdenschutzhunde (beispielsweise Maremmano).
- Haushunde im engeren Sinne (beispielsweise Landseer, Neufundländer, Leonberger, Berner Sennenhund) und Hofhunde (beispielsweise Hovawart, Entlebucher Sennenhund).
- Stallhunde (beispielsweise Pinscher und Schnauzer) und Wachhunde (beispielsweise Deutscher Spitz).
- Gesellschaftshunde (beispielsweise Havaneser, Papillon) und Begleithunde.
- Jagdhunde für unterschiedliche Jagdarten und Beutetiere darunter Schweißhunde, Stöberhunde, Saupacker, Vorstehhunde und Retriever und Erdhunde und Bracken sowie Laufhunde (beispielsweise Windhunde wie der Azawakh).
Daneben sind weitere unsystematische Bezeichnungen wie Arbeitshunde beziehungsweise Gebrauchshunde, Kampfhunde, Schutzhunde, Wachhunde, primitive oder ursprüngliche Hunde bis hin zu Schoßhunden üblich.
Eine kynologische Systematik der Hunderassen wird von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) gepflegt, die derzeit 336 Rassen anerkennt (Stand: 12/2005). Diese Systematik ist allerdings sehr willkürlich und berücksichtigt nicht den Grad der genetischen Verwandtschaft zwischen den einzelnen Rassen. Im FCI-System werden alle anerkannten Hunderassen in 10 Gruppen eingeteilt, die wiederum in verschiedene Sektionen unterteilt sind:
- Gruppe 01: Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde) ;
- Gruppe 02: Pinscher und Schnauzer – Molossoide – Schweizer Sennenhunde und andere Rassen;
- Gruppe 03: Terrier;
- Gruppe 04: Dachshunde ;
- Gruppe 05: Spitze und Hunde vom Urtyp;
- Gruppe 06: Laufhunde, Schweißhunde und verwandte Rassen;
- Gruppe 07: Vorstehhunde;
- Gruppe 08: Apportierhunde – Stöberhunde – Wasserhunde;
- Gruppe 09: Gesellschafts – und Begleithunde;
- Gruppe 10: Windhunde.
Daneben gibt es in der FCI-Systematik eine Reihe so genannter vorläufig angenommener Rassen.
Außerhalb dieser Systematik gibt es noch über hundert weitere, jedoch von der FCI nicht anerkannte Rassen sowie eine Reihe als ausgestorben geltender Rassen wie Basset d'Artois, Braque Belge und Harlekinpinscher, die aus der FCI-Systematik gestrichen wurden.
Neben den eigentlichen Hunderassen gibt es auch noch Bastarde beziehungsweise Mischlinge und verwilderte Haushunde, wie beispielsweise der Dingo (Canis lupus dingo).
Einige Hunderassen
Zu den kleinsten anerkannten Hunderassen gehört der Chihuahua (FCI-Nr. 218) mit einem Gewicht von 0,5–3,0 kg und einer Widerristhöhe von unter 20 cm; zu den größten Hunderassen zählen die Deutsche Dogge (FCI-Nr. 235) mit einer Widerristhöhe von mindestens 80 cm bei Rüden und der Irish Wolfhound (FCI-Nr. 160) mit bis zu 95 cm; zu den seltenen Rassen zählt der Curly Coated Retriever oder auch der aus chinesischer Abstammung hervorgehende und seit mehr als 2000 Jahren dokumentierte Shar Pei.
Nutzung
Gebrauchshunde
Unter Gebrauchshunden versteht man Hunde, die Menschen bei ihrer Arbeit unterstützen, gewissermaßen „berufstätige“ Hunde. Heute am bekanntesten sind wohl die landläufig Polizeihunde genannten Hunde im Behördendienst. Hier werden sie zur Spurensuche, zum Auffinden von Drogen, Sprengstoff sowie Menschen (vermisste Kinder, hilflose Personen, entflohene Tatverdächtige oder Sträflinge) und Leichen, aber auch auf der Streife als Waffe und zur Bewachung eingesetzt.
Einige Hunderassen eignen sich als Blindenführhunde, wohl eine der schwierigsten Aufgaben unter den Hunde„berufen“, und als Assistenzhunde für Menschen mit anderen körperlichen oder geistigen Einschränkungen, manche können auch als Rettungshunde oder Therapiehunde ausgebildet werden.
Die Verwendung als Gebrauchshund, heute zahlenmäßig nur eine Randerscheinung, ist wohl die ursprünglichste Form der Hundehaltung. Am Anfang stand die Hilfe bei der Jagd, sowohl beim Aufspüren und Aufjagen als auch beim Erlegen der Tiere. Bei Aboriginies, die teilweise auch von Hunden begleitet wurden, stand dagegen im Vordergrund, dass Menschen und Hunde sich in den kalten Wüstennächten aneinander wärmen. Eine besondere Jagdzusammenarbeit gibt es vielfach nicht. Die Hunde erhielten auch lediglich einige Reste.
Jagdhunde
Die Begleitung bei der Jagd war wahrscheinlich die erste und über lange Zeit wichtigste Nutzung von Hunden. Die dazu notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten hatten die Tiere von ihren Vorfahren, den Wölfen, geerbt, so dass dazu keine besonderen züchterischen Leistungen nötig waren. Erst viel später wurden spezielle Jagdhundrassen gezüchtet. Für die Treibjagd benötigte man beispielsweise Hunde, die schnell laufen konnten, während kleine Hunde (Dackel oder Dachshund, Terrier) leicht in Fuchs- oder Dachsbaue eindringen konnten.
Hirtenhunde
Indem die Menschen sesshaft wurden und verstärkt Landwirtschaft und Viehzuch betrieben, wurden Hunde auch verstärkt zum Bewachen von Hof, Haus und Herden eingesetzt. Für die Auswahl der geeigneten Tiere als Hirtenhunde wurde ihr natürlicher, auf den Wolf zurückgehender Trieb, das Rudel zusammenzuhalten, ausgenutzt.
Wachhunde
Prinzipiell können alle Hunde als Wachhund eingesetzt werden, indem man ihren natürlichen Instinkt ausnutzt, das Rudel zu alarmieren, wenn Gefahr droht. In den Städten waren es naturgemäß eher die kleinen Hunderassen wie der Spitz, während auf dem Land wegen der höheren Abschreckungswirkung auch große Hunderassen zum Einsatz kamen. Häufig wurden jeweils zwei Hunde gehalten: kleine Hunde, die über eine niedrige Reizschwelle verfügten und das Herannahen eines Fremden meldeten, sowie große Hunde, die bereit waren, Haus und Hof zu verteidigen, die Hofhunde. Auch die Herdenschutzhunde gehören zu den Wachhunden und werden heute teilweise zur Objektbewachung eingesetzt wie zum Beispiel der Kangal in der Türkei.
Zugtier
Die Nutzung von Hunden als „Zugtier des armen Mannes“ ist zumindest vom Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert hinein verbürgt. Zumindest in Niemegk, damals Kreis Zauch Belzig in der Mark Brandenburg wurden Hundewagen, beispielsweise bei der Heuernte, von kleinen Bauern seit nach dem Krieg 1870/71 noch bis etwa zur Verstaatlichung der Landwirtschaft durch die DDR benutzt.[11][12] In nördlichen Ländern werden Hunde wie der Husky oder der Samojede auch heute noch als Schlittenhunde eingesetzt. Siehe hierzu Zughund und Hundewagen
Freizeitgestaltung
Aufgrund seiner sozialen Anpassungsfähigkeit ist der Haushund das mit dem Menschen am vielfältigsten verbundene Tier. So verbringen viele Menschen heute mit ihrem Hund ihre Freizeit und betreiben dabei auch Hundesport. Nicht selten fungieren die Tiere sogar als einzige soziale Beziehung ihres Besitzers. Es kommt durch die hierbei häufig auftretende Vermenschlichung der Hunde oft zu gravierenden Haltungsfehlern, wobei die natürlichen Bedürfnisse der Tiere missachtet werden.
Kampfhundproblematik
Zu allen Zeiten wurden Hunde auch im Krieg für unterschiedliche Aufgaben eingesetzt. Später verwendete man bestimmte Rassen als Kampfhunde, für Kämpfe mit anderen Tieren, aber auch gegeneinander (siehe Artikel Kampfhunde). Umgangssprachlich werden bestimmte Rassen pauschal als gefährliche „Kampfhunde“ eingestuft, ohne dass dieser Einteilung wissenschaftlich belegbare Kriterien zugrunde liegen. Der Begriff „Kampfhund“ wird heute fast nur noch in einschlägigen Medien benutzt. Behördlicherseits wird Listenhund, Anlagehund, Kategoriehund oder soKa (sogenannter Kampfhund) verwendet. Die als Argument angeführte Behauptung, dass einige Hunderassen eine genetisch bedingte verminderte Beißhemmung hätten, ist aus wissenschaftlichen Gesichtspunkten falsch. Unter Beißhemmung versteht man das natürliche Verhalten eines Hundes oder Wolfes, welches die Aggressivität innerhalb des Rudels begrenzt. So gibt es in Wolfsrudeln und auch unter Hunden nur selten tödlich verlaufende Kämpfe, da die Tiere beispielsweise durch „Unterwerfungsgesten“ ihre Rangordnung festlegen. Diese Muster sind im Welpenalter erlernt und können bei fehlender Sozialisation der Tiere gezielt unterdrückt werden, ein Effekt, welcher auf alle Hunderassen zutrifft. Inwieweit die Veranlagung zu derartigen Verhaltensstörungen auch vererbt werden und damit gezielt herausgezüchtet werden kann, ist strittig. Da „Kampfhunde“ im kriminellen Milieu den Charakter von Statussymbolen haben, werden Welpen hier teilweise gezielt auf diese Verhaltensstörung trainiert und auch bei der Zucht selektiert, um die soziale Stellung ihrer Besitzer zu unterstreichen.
Ausgangspunkt der kritischen Medienberichterstattung und der skeptischen Haltung der Öffentlichkeit gegen die „Kampfhunde“ sind immer wieder – teils tödliche – Unfälle mit Vertretern dieser Rassen. Nach absoluten Zahlen aus den Statistiken der Bundesländer werden die meisten Beißunfälle in Deutschland jedoch durch Schäferhunde verursacht, welche man nicht zu den „Kampfhunden“ rechnet. Andererseits sollen Hunderassen wie der Pitbull durch die enorme Kraft ihrer Kiefermuskeln auch bereits bei versehentlichem Biss stärkere Verletzungen hervorrufen als andere Hunde gleicher Größe. Daher haben sie das Potential, besonders bei unsachgemäßem Umgang zu einer erheblichen Gefahr zu werden. Solche Hunde stellen spezielle Anforderungen an ihre Haltung und Erziehung und benötigen einen verantwortungsbewussten Halter, so der Gesetzgeber. Diese Aussagen konnten bisher aber nicht belegt werden. Anerkannte Wissenschaftler angefangen von Günther Bloch über Dorit Urd Feddersen-Petersen bis Erik Zimen bestätigen, dass sie dafür keine Anhaltspunkte haben, und bestreiten, dass es Messungen der Beißstärken überhaupt gibt.
Pelzlieferant
Besonders im nördlicheren Asien ist das Fell des Hundes als Pelz begehrt, so noch Anfang des 20. Jahrhunderts Hundeleder, beispielsweise für Handschuhe. In Brasilien werden Hundefelle, insbesondere die der Dackel, zum Bespannen einer Reibetrommel (Cuíca) verwendet. Hundefell wird auch in Europa gehandelt. Da keine Deklarationspflicht besteht, wurden oft Phantasienamen wie „Gaewolf“ verwendet oder das Produkt wurde nur als „echter Pelz“ deklariert. Ab 31. Dezember 2008 werden Handel und Import von Katzen- und Hundefellen in der EU verboten sein.[13]
Fleischlieferant
Hundefleisch wird in einigen Ländern als Nahrung genutzt, zum Beispiel in Korea, Vietnam und einigen südlichen Provinzen Chinas wie Guangdong. Allerdings hat sich in vielen Kulturen ein Nahrungstabu herausgebildet, das den Verzehr verbietet. In Deutschland und anderen Ländern gilt Hundefleisch per Gesetz nicht als Nahrungsmittel und darf auch nicht gehandelt oder in den Verkehr gebracht werden.
Haltung
2008 lebten in Deutschland etwa 5 Millionen Hunde (etwa 69 % Rassehunde und 31 % Mischlinge)[14], in der Schweiz etwa 440.000 und in Österreich etwa 550.000. Nach der Hauskatze ist der Hund damit das meist gehaltene Haustier.
Hunde werden in Deutschland zu den Kleintieren gerechnet. Sie werden im Normalfall als einzelne Individuen oder in kleinen Gruppen in unmittelbarer Nähe des Lebensraumes ihrer Besitzer gehalten. Dies kann zum einen die Wohnsphäre des Besitzers selbst sein, daneben ist jedoch auch die Haltung im Freien (im Zwinger oder in Anbindehaltung) durchaus üblich. Alle drei Formen der Haltung bergen die Gefahr nicht tierschutzgerechter Unterbringung der Tiere in sich.
Verwilderte Haushunde (so genannte „streunende Hunde“) sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz heute fast nicht mehr anzutreffen. Zur Bekämpfung dieser streunenden Hunde wurden früher auch städtische Hundefänger eingesetzt.
Ernährung
Eine vollwertige Ernährung der Hunde erfolgt am einfachsten über die Verfütterung qualitativ hochwertiger kommerzieller Hundefuttermittel. Obgleich der Anteil von Futtermittelallergien in den letzten Jahren erheblich zugenommen hat, stellt diese Fütterung die Versorgung der Tiere mit essentiellen Nahrungsbestandteilen am einfachsten sicher. Andere Hundehalter sind der Ansicht, dass eine Hundeernährung mit Frischfleisch, Innereien, Knochen, Gemüse und Kräutern, ergänzt mit wertvollen Pflanzen- und Fischölen (siehe auch BARF), besser sei. Ernährungsphysiologisch fragwürdig ist die Ernährung durch hauseigene Speisereste, da hierdurch Mangelzustände hervorgerufen werden können.
Viele menschliche Nahrungs- und Genussmittel sind für Hunde mehr oder wenig giftig. Als Beispiel sei hier Schokolade angeführt. Das Theobromin in der Schokolade ist für Hunde in größeren Mengen sehr gesundheitsschädlich und kann in Einzelfällen auch zum Tode führen. Die letale Dosis beträgt 100 mg Theobromin/kg Körpergewicht, bereits geringere Mengen führen aber zu Vergiftungserscheinungen, die sich in Erbrechen, Durchfall, Unruhe, Muskelkrämpfen und Harninkontinenz äußern können. Wann diese gefährliche Dosis erreicht wird, ist sehr umstritten und zudem abhängig von der Schokolade, bzw. von deren Art. Es kann davon ausgegangen werden, dass ein mittelgroßer Hund (25 kg) mehrere Tafeln Milchschokolade fressen muss, bevor es wirklich gefährlich wird. Allerdings kann das Theobromin auch gespeichert werden, darum muss man auch bei regelmäßiger Verabreichung von kleinen Mengen aufpassen. Ebenfalls giftig für Hunde sind Speisezwiebeln, Weintrauben und Rosinen, so dass Essensreste mit solchen Inhalten nicht an Hunde verfüttert werden dürfen.
Gesundheit
Physiologische Daten
Die normale Körperinnentemperatur bei Hunden beträgt 37,5–39 °C, bei Welpen bis zu 39,5 °C. Die Atemfrequenz in Ruhe beträgt 10–30 Atemzüge/Minute, der Puls 70–160/Minute. Hunde großer Rassen liegen eher im unteren, kleiner Rassen im oberen Bereich dieser Werte.
Die normale Trinkmenge eines Hundes liegt zwischen 20 und 70 ml pro kg Körpermasse, die täglich gebildete Urinmenge bei 20–45 ml/kg. Eine Urinmenge größer als 50 ml/kg wird als Polyurie angesehen.
Qualzuchten und Verstümmelungen
Bei einigen Rassen geht die Zucht so weit, dass die Hunde gesundheitliche Probleme erleiden, wie Kurzatmigkeit oder Augenprobleme oder dass der Geburtsvorgang nicht mehr natürlich ablaufen kann, wie z. B. bei der Englischen Bulldogge. Bei anderen wurden die natürlichen Merkmale maßlos übertrieben: Faltenbildung (Shar Pei), Fellstruktur usw.
Derartige Zuchtziele bezeichnet man heute als Qualzucht, wobei die Abgrenzung sehr schwierig ist, da schwer zu sagen ist, ab wann ein Hund durch bestimmte körperliche Merkmale gequält ist. Ein Verbot ist wegen dieser Definitionsfragen und auch der Meinung einiger Züchter, die mit ausgefallenen Rassen und extremen Züchtungen ihr Geld verdienen, schwer durchzusetzen. Grenzwertig ist z. B. auch der aktuelle Zuchtstandard des deutschen Schäferhundes: Die in den letzten 50 Jahren in Mode gekommene stark abfallende Rückenlinie führt häufig zu Hüftgelenkproblemen (Hüftdysplasie), ein Leiden, das Schäferhunde noch in den 1940er Jahren sehr selten hatten.
Das Ende 2005 verabschiedete neue Tierschutzgesetz der Schweiz könnte aus diesem Grunde zum Verbot einiger Rassen führen. Ähnliche Gesetzesänderungen sind auch in EU-Staaten geplant. Rassen, bei denen oft fälschlicherweise von Qualzucht gesprochen wird, sind beispielsweise der Xoloitzcuintli oder Mexikanische Nackthund, der als gesunder und besonders langlebiger Hund zu den ältesten Hunderassen zählt. Wenn einigen Nackthunderassen jedoch zusätzlich zum Haarkleid auch wichtige Zähne fehlen und diese Hunde teilweise weder Knochen noch hartes Futter fressen können, ist die Grenze zur Qualzucht eindeutig überschritten.
Der Chihuahua stand kurz vor dem Urteil Qualzucht, da die Hündinnen zu klein waren und meist Totgeburten erzeugten. Schließlich wurde ein Mindestgewicht für diese Zwerge vorgeschrieben.
Häufige Krankheiten
Das Spektrum der beschriebenen Hundeerkrankungen ist überaus reichhaltig und in seiner Vielfalt mit Erkrankungen des Menschen durchaus vergleichbar. Ausgesprochen häufige Hundekrankheiten sind:
- Sinnesorgane: Gehörgangentzündung (Otitis externa), Grauer Star, Bindehautentzündung, PRA (Progressive Retinal Atrophy, Netzhautdegeneration)
- Verdauungsorgane: Zahnstein, Magendrehung (bei großen Rassen), Futtermittelunverträglichkeiten, akute Resorptionsstörungen (Durchfall), Parasitenbefall (Bandwurmerkrankungen des Hundes)
- Atmungsorgane: Rhinitis, sekundäre Tumorerkrankungen der Lunge
- Herz-Kreislaufsystem: Herzerweiterung (dilatative Kardiomyopathie, v. a. bei großen Rassen), Herzklappenerkrankungen (vor allem kleinere Rassen)
- Harn- und Geschlechtsorgane: Niereninsuffizienz, Gebärmuttervereiterung (Pyometra), Prostatavergrößerung, Präputialkatarrh
- hormonelle Störungen: Zuckerkrankheit, Funktionsstörungen im Bereich der Schilddrüse (Hypothyreose) und der Nebennieren (Hyperadrenokortizismus)
- Nervensystem: Epilepsie, Störungen der Nervenfunktion durch Bandscheibenvorfall (vor allem bei Rassen mit relativ langem Rücken, beispielsweise Teckel (Dackellähme))
- Haut: Atopische Dermatitis, Futterallergie, Demodikose, Räude, Malassezien-Dermatitis, Tumore der Milchdrüse
- Bewegungsapparat: Hüftgelenksdysplasie (HD), Ellbogendysplasie (ED), Kreuzbandriss
- Infektionen: Gegen einen Großteil der früher seuchenhaft aufgetretenen Erkrankungen wie Parvovirose, Staupe oder auch Tollwut sind die meisten Hunde durch Impfungen geschützt. In den letzten Jahren nimmt der Anteil der Infektionen durch Reisekrankheiten (Leishmaniose, Babesiose, Dirofilariose oder auch der von Zecken übertragenen Borreliose) erheblich zu.
Genetische Defekte
Bei einigen Hunderassen ist die Gefahr genetischer Defekte gegeben. Diese werden besonders durch die ständige Einkreuzung des gleichen Genmaterials begünstigt, wie es bei der Zucht in isolierten Gebieten, wie Inseln, der Fall ist. Aber auch zur Erreichung von „Zuchtzielen“ wurden und werden manchmal genetische Defekte bewusst ausgenutzt bzw. in Kauf genommen. Bekannt sind hier z. B. die Hüftgelenksdysplasie (HD), die Ellbogengelenksdysplasie (ED), die sogenannte Dackellähme oder der Merle-Faktor (ein genetischer Farbdefekt, welcher sich durch eine als Tigerschecke bezeichnete Grauscheckung auszeichnet). Die Gelenksveränderungen sind hauptsächlich auf das „Schönheitsideal“ im Bezug auf den Körperbau, z. B. den schräg abfallenden Rücken des Schäferhundes oder den überlangen Rücken des Dackels zurückzuführen. Folgen derartiger Gendefekte können von Schmerzen bei der Bewegung bis hin zu völliger Lähmung führen. Ein weiterer durch Zucht entstandener Defekt am Knochengerüst ist das weniger bekannte Wobbler-Syndrom. Dies tritt vor allem bei langhalsigen Rassen wie dem Dobermann und der Deutschen Dogge auf und bezeichnet mindestens einen deformierten Halswirbel (meistens C7). Der deformierte Wirbel ist instabil. Dies kann im schlimmsten Fall zur Verengung des Rückenmarkskanal führen und dadurch zur Lähmung der Vorderbeine.
Weniger bekannt ist ein Gendefekt der speziell bei Langhaarcollies entdeckt wurde, aber auch bei mit Collies verwandten Rassen wie beim Australian Cattle Dog und bei zahlreichen anderen britischen Hütehunderassen auftritt. Dieser Defekt, der MDR1-Defekt, verhindert die Synthese eines bestimmten Eiweißes. Das Eiweiß spielt eine wichtige Rolle bei der Entgiftung. Es ist u. a. für die Blut-Hirn-Schranke wichtig, wo es dafür sorgt, dass bestimmte medizinische Wirkstoffe nicht in das Gehirn gelangen können. Fehlt das Eiweiß, kann das Tier an bestimmten Medikamenten sterben. Dieses Eiweiß kommt aber auch in vielen inneren Organen (Leber, Niere,…) vor. Hier ist noch nicht weiter bekannt, welche Folgen sein Fehlen haben kann. Auch Zusammenhänge mit Todesfällen nach einer Narkose werden diskutiert.
Rechtliches
Hundehalter
Der Hundehalter haftet in Deutschland für seinen Hund im Rahmen der Gefährdungshaftung § 833 S. 2 BGB. Das bedeutet, dass er jeden Schaden ersetzen muss, den der Hund verursacht, unabhängig von der Schuldfrage.[15]
Hundesteuer
Die Haltung von Haushunden ist in der Bundesrepublik Deutschland steuerpflichtig (im Gegensatz zu der von Katzen oder Pferden). Die Hundesteuer wird von der Gemeinde in unterschiedlicher Höhe erhoben und durch eine Steuerplakette nachgewiesen. Manche Gemeinden fordern, dass die Plakette gut sichtbar am Hund zu befestigen ist. Eine Verpflichtung zu bestimmten Impfungen (Tollwut) gibt es in den meisten Bundesländern nicht. Detaillierte gesetzliche Regelungen, beispielsweise zum Leinenzwang, oder zur Haltung von so genannten Kampfhunden sind landesspezifisch.
Registrierung
Für Haushunde besteht seit einigen Jahren die Möglichkeit der Implantation eines Chips, der die Identifikation des Tieres ermöglicht. Zum Auslesen der Transpondernummer des Tieres wird ein Lesegerät benötigt, über das in der Regel Tierärzte, Tierheime und Polizeidienststellen verfügen. Einige nichtkommerzielle Organisationen wie Tasso e.V. betreiben zentrale Registrierungsstellen für entlaufene und aufgefundene Hunde; hier kann auch die Chipnummer des eigenen Tieres registriert werden. Diese Nummer ist weltweit einmalig und erlaubt im Gegensatz zur Tätowierung eine sichere Identifizierung des Hundes.
Grenzübertritt
Bei Grenzübertritt muss seit 2004 in EU-Europa ein Heimtier-Ausweis zur Identifikation mitgeführt werden, weiterhin muss ein Chip implantiert sein, dessen Nummer im Heimtierausweis vermerkt ist. Die Chippflicht gilt für alle Hunde und ist nicht wie bei den „Listenhunden“ größenabhängig. Bis zum Jahre 2011 gilt übergangsweise auch die Tätowiernummer. Der Sinn dieser Regelung ist der Kampf gegen die Tollwut.
Haltungsbedingungen
Es gilt die Tierschutz-HundeVO. Hier sind die Mindestbedingungen für Räume, Zwinger und Leinenhaltung vorgegeben.
Sonstiges
In Deutschland gibt es keinen offiziell anerkannten Hundeführerschein, auch wenn dies von einigen Hundeschulen suggeriert wird. Die Ausbildung zum Begleithund ist ebenfalls weder vorgeschrieben, noch gesetzlich geregelt; die Begleithundeprüfung kann an verschiedenen Einrichtungen abgelegt werden, dabei ist auf die Anerkennung durch die zuständigen Dachverbände der jeweiligen Hundeschule zu achten. Rettungshundeprüfungen können nur in einer zugelassenen Rettungshundestaffel abgelegt werden.
Verbot in Saudi-Arabien
In einigen Städten Saudi-Arabiens wie Dschidda, Mekka und neuerdings auch der Hauptstadt Riad ist der Verkauf und das Ausführen von Hunden oder Katzen verboten, da dies laut Polizei häufig die Kontaktaufnahme zwischen Männern und Frauen begünstige. Das Tier kann bei Zuwiderhandlung beschlagnahmt werden