Ratten
Ratten haben eine spitze Schnauze und eine gespaltene Oberlippe. Sie besitzen nur einen Schneidezahn (oder Nagezahn) und 3 Mahlzähne pro Kieferhälfte, insgesamt also 16 Zähne (siehe auch Zahnformel). Die Schneidezähne sind wurzellos und wachsen lebenslang, müssen also durch Benagen ständig abgerieben werden. Zwischen den Schneide- und den Backenzähnen befindet sich eine große Lücke (Diastema).
Der Magen der Ratte ist in zwei Abteilungen untergliedert: Vormagen und Magenkörper. Der Vormagen besitzt eine drüsenlose (kutane) Schleimhaut, der Magenkörper die gewöhnliche Magenschleimhaut. Beide Abteilungen sind durch eine Schleimhautfalte getrennt. In deren Bereich mündet auch die Speiseröhre in den Magen. Diese Falte macht ein Erbrechen für Ratten nahezu unmöglich. Der Aufschluss schwer verdaulicher Nahrungsbestandteile erfolgt im großen Blinddarm.
Fußabdruck einer Ratte (Buschratte)
links: Vorderpfote, rechts: Hinterpfote
Die Füße und der lange, mit Schuppenringen versehende Schwanz sind nur spärlich oder gar nicht behaart. An den Hinterfüßen besitzen sie fünf, an den Vorderfüßen jedoch nur vier Zehen, da der Daumen nicht vollständig ausgebildet, sondern nur rudimentär vorhanden ist.
Ratten besitzen keine Schweißdrüsen; die Wärmeabgabe erfolgt vor allem an den haarlosen Stellen wie Schwanz und Ohren. Die Milchdrüse besteht aus vielen Gesäugekomplexen, die vom vorderen Brustbereich bis fast zur Analregion reichen.
Im nasenseitigen Augenwinkel befindet sich die Hardersche Drüse (Nickhaut-Drüse), die ein porphyrinhaltiges, rötliches Sekret produziert. Dieses Sekret wird beim Putzen verteilt. Bei kranken Tieren mit vermindertem Putztrieb kommt es zu einer Ansammlung dieses Sekrets im Augenwinkel oder zu einem Abfluss über den Tränenkanal zur Nasenöffnung.
Die schwarze Hausratte ist mit einer Kopf-Rumpflänge von 16–23 cm kleiner als die graubraune (agouti) Wanderratte mit 18–26 cm. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist das Verhältnis von Kopfrumpf- zu Schwanzlänge. Der Schwanz der Hausratten ist stets länger als der Körper und bei Wanderratten ist er meist kürzer, selten genauso lang wie der Rumpf. Auch die Ohrlänge unterscheidet sich arttypisch. So erreicht das in Richtung Nase an den Kopf gedrückte Ohr bei Wanderratten maximal den hinteren Augenrand. Die Ohren der Hausratten dagegen bedecken in dieser Weise ein Drittel bis zur Hälfte des Auges.
Ratten als Haustiere
Wir empfehlen für die Rattenhaltung große Volieren. Für ein kleines Rudel bis 4 Tiere mindestens Länge 80 x Breite 80 x Höhe 150 cm. Größere Rudel benötigen natürlich größere Volieren. Es ist notwendig, bei einer Höhe über 80 cm durchgehende Zwischenböden einzubauen, damit die Ratten nicht zu tief fallen können. Versetzt angebrachte Etagen reichen ebenfalls aus, die Tiere sollten nicht tiefer als 50 cm fallen können! Gerade bei Rangstreitigkeiten oder Vergesellschaftungen können Ratten sonst sehr unglücklich fallen und sich verletzen. Eine große Grundfläche ist Ratten angeblich nicht so wichtig, wir finden aber, eine Grundfläche von 0,5 m² sollte schon mindestens vorhanden sein, damit die Tiere auch im Gehege laufen können. Ratten klettern gern, darum sollte der Käfig nicht nur eine große Bodenfläche zum Laufen, sondern auch eine entsprechende Höhe zum Klettern haben. Ratten halten sich gern auf den oberen Etagen des Rattenkäfigs auf, weshalb Rattenkäfige immer mehrere Etagen aufweisen sollten. Viele Vereine geben die Gehegegröße für Rattenkäfige nur in Volumen/Liter an. 200 l für Kleingruppen (2 Tiere), 400 l für mittelgroße Gruppen (3 - 4 Tiere) und 600 l für sehr große Gruppen (5 - 8 Tiere).
Auch kleine Volieren können, mit vielen Etagen, Röhren und Klettermöglichkeiten ausgestattet, spannende Gehege sein, wohingegen auch die größte Voliere, die nur wenige Etagen und kaum Einrichtung aufweist den Tieren keine Freude bereitet. Entscheidend bei einem Rattenheim ist nicht allein die Größe, sondern auch die Etagen, die Einrichtung und Gesamtstruktur!
Die Gitterstäbe der Käfigwände sollten nicht weiter als 1 - 1,2 cm auseinander liegen. Gerade junge Ratten oder sehr schlanke Weibchen können sich durch einen größeren Gitterabstand durchquetschen. Steht Nachwuchs ins Haus, muss der Gitterabstand verkleinert werden, große Hamsterkäfige eignen sich dann für die Aufzucht von Jungratten. Informationen zur Farbe von Käfiggittern gibt es hier: Beschichtungen von Käfiggittern.
Sie können für Ratten auch wunderschöne Gehege selber bauen. Tipps zum Eigenbau, sowie sehr viele Bilder, Anleitungen und Käfige jeder Art und Größe finden Sie auf der Internetseite Rattenwelt - Käfige
Völlig ungeeignet als Rattenbehausung sind Gehege mit Kunststoffhauben als Oberteil, Aquarien und Terrarien, darin ist die Luftzirkulation schlecht, im Käfiginneren stauen sich Hitze und Nässe, sie sind meist zu klein und nicht hoch genug.
Standort:
Folgende Punkte sind bei der Auswahl des Gehegestandortes zu berücksichtigen: Im Schlaf- oder Kinderzimmer sollte das Gehege nach Möglichkeit nicht stehen. Ratten sind auch Nachts mitunter aktiv, dann kommt es häufig zu einer massiven Lärmbelästigung durch Nagen an der Einrichtung oder am Futter und z.B. auch durch "Futter gegen das Gitter schlagen". Auch wenn dieser Lärm nicht als störend empfunden wird, der Lärm wird unterbewußt wahr genommen und kann den Schlaf somit trotzdem stören. Wohn- und Arbeitszimmer sind für die Rattenhaltung normalerweise besser geeignet. Vorraussetzung ist hier unter Anderem, dass der Fernseher nur selten und nur in Zimmerlautstärke läuft und ebenso wie die selten benutzte Stereoanlage mindestens 2 m vom Gehege entfernt steht. Ratten sind absolute Nichtraucher und haben empfindliche Lungen, auf den Genuss von Zigaretten und anderen Tabakwaren muss in den Räumen, in denn Ratten wohnen, verzichtet werden. Auch auf Räucherstäbchen, Räuchermännchen und Raumdüfte muss verzichtet werden. Das Gehege sollte an einem zugfreien Ort untergebracht werden, der Raum sollte aber trotzdem regelmäßig gelüftet werden. Natürliches Licht, auch Morgen- oder Abendsonne, sind sinnvoll. Allerdings darf das Gehege natürlich nicht längere Zeit direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden, damit es sich nicht zu stark aufheizt. Die ideale Umgebungstemperatur liegt bei 18 - 22 Grad und die Luftfeuchtigkeit solle bei etwa 40 - 70 % liegen. Bei trockener Heizungsluft haben sich deshalb auch Luftbefeuchter als sinnvoll erwiesen.
Eine Außenhaltung auf dem Balkon oder im Garten wird nicht angeraten. Ratten vertragen Temperaturschwankungen nur schlecht und neigen zu Lungenkrankheiten aufgrund von Infektionen, die durch Zugluft ausgelöst werden können. Auch im Sommer schwanken die Temperaturen Draussen zu stark (von Regen zu Sonne, Tagsüber kann es heiß sein, Nachts kalt). Direkte Sonneninstrahlung kann auch hier die Tiere zu stark aufhitzen und zu einem Hitzeschlag führen. Im Winter ist es generell zu kalt und zu feucht um Ratten draussen halten zu können.
RATTEN SOLLTE MAN DRINNE HALTEN
Im Fachhandel werden viele Einstreuarten angeboten, die für Ratten geeignet sind, z.B. Hanfsteu, Maisstreu oder feines Buchenholzgranulat (nur die ganz feinen Sorten, grobe Granulate sind zu hart für die empfindlichen Füßchen), Leinstreu (Euro Lin). Die normale Kleintierstreu staubt meist seht stark, viele Ratten vertragen das nicht besonders gut, deshalb sollte so eine Einsteu nur in Notfällen Einsatz finden. Zusätzlich bekommen Ratten regelmäßig unparfümierte Taschen- und Küchentücher, unbedrucktes Papier oder Toilettenpapier im Gehege zum Nestbauen verteilt - Allergieratten können auch ausschließlich in Papierschnipseln gehalten werden.
Heu und Stroh eignet sich nur eingeschränkt, zwar knabbern manche Ratten gern dran und bauen sich damit schöne Nester, aber oft reagieren Ratten allergisch auf Heu, angeblich können sie sich durch das Heu auch Milben einfangen.
Verwenden Sie kein Katzenstreu. Das Klumpstreu wird evtl. gefressen und kann im Magen der Tiere verklumpen und zum Tode führen. Auch der Staub von Klumpstreu ist gefährlich, er gerät beim einatmen in die Lungen und verklumpt dort was zu Lungenproblemen führen kann. Das normale Katzenstreu kann bei Verzehr giftig sein, außerdem ist Katzenstreu unnötig, da es bei einem regelmäßig gereinigten Käfig zu keiner stärkeren Geruchsbelästigung kommt. Reinigung
Das gesamte Gehege sollte und muss mindestens einmal die Woche komplett gereinigt werden. Dazu setzten Sie die Ratten vorrübergehend in ihre Transportbox. Entfernen die gesammte Einstreu aus dem Gehege. Wischen alle Etagen mit Seifenwasser oder wenn es sehr stark riecht mit Essigwasser ab. Röhren und andere Spielgeräte müssen ebenfalls abgespült werden, auch die Bodenwanne wird idealerweise in der Dusche heiß abgebraust. Hängematten und Kuschelröhren sollten auch einmal die Woche austauscht und gewaschen werden. Mindestens einmal im Monat sollte auch das Gitter vom Gehege abgewaschen werden. Anschließend wird neu eingestreut und erst wenn sich der Staub der Einstreu gelegt hat, dürfen die Ratten ihren Käfig wieder neu beziehen.
Achten Sie aber darauf, dass Ihr Ratten nicht zu viel Futter und schon gar kein verderbliches Futter im Haus bunkern - da müssten Sie dann öfter mal nachschauen.
Natürlich darf eine saubere Trinkflasche nicht fehlen (zum Säubern etwas Toilettenpapier in die Flasche geben, Wasser drauf und ordentlich schütteln, anschließend gut ausspülen, Röhrchen mit Pfeifenreinigern oder Q Tips reinigen). Die Trinkflasche sollte gut am Käfig befestigt sein, aber doch leicht zum Auswechseln des Wassers rausgenommen werden können. Bieten Sie zusätzlich eine Wasserschale an, es ist für die Tiere natürlicher aus einer Schale zu trinken. Stellen Sie die Wasserschale auf eine Etage, die Wasserschale sollte so schwer sein und so fest angebracht werden, dass die Ratten sie nicht runterwerfen können.
Feste, schwere Futternäpfe, die nicht umgestürzt werden können und genug Platz bieten, damit alle Ratten problemlos gleichzeitig daran sitzen können, sind unentbehrlich.